Carderie Wangen

Bei diesem Projekt geht es um die Transformation eines ehemaligen Industriebaus in ein multifunktionales Gebäude. Das historische Carderie-Gebäude im Südwesten von Wangen im Allgäu ist Teil einer 1863 gegründeten Baumwollfabrik, die bis Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb war. Das ganze Gelände der ehemaligen ERBA Baumwollindustrie AG wird nun neu entwickelt und im Jahr 2024 in die Landesgartenschau integriert.

CAW

CAW

Data

planning
2020

data
gross floor area 3.700 m2
gross cubic volume 19.350 m3

client
Carderie KG

structural engineering
Bollinger+Grohmann GmbH, Frankfurt

energy concept / building services engineering
Solares Bauen GmbH, Freiburg

fire prevention concept
Hagen Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mbH, Kleve

renderings
+Seelinger Architekten

Description

Bei diesem Projekt geht es um die Transformation eines ehemaligen Industriebaus in ein multifunktionales Gebäude. Das historische Carderie-Gebäude im Südwesten von Wangen im Allgäu ist Teil einer 1863 gegründeten Baumwollfabrik, die bis Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb war. Das ganze Gelände der ehemaligen ERBA Baumwollindustrie AG wird nun neu entwickelt und im Jahr 2024 in die Landesgartenschau integriert.

Das Konzept für die Transformation bietet – neben der Wiederbelebung eines bestehenden Gebäudes (Stichwort ‚graue Energie‘) – den Vorteil, einen neuen Baustein in das im Zuge der Landesgartenschau 2024 reaktivierte Industrieareal zu setzen. Die Planung für den alten Industriebau umfasst ein innovatives Energiekonzept mit zahlreichen Maßnahmen, von energieeffizienten Heiz-/ Kühlsystemen bis zur Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Die Gründer der Baumwollfabrik, Schweizer Unternehmer, suchten damals einen günstig gelegenen Standort mit der Möglichkeit, mittels Wasserkraft genügend Energie für eine industrielle Baumwollspinnerei zu erzeugen. Ein geeignetes Areal fanden sie am Fluss Argen in Wangen im Allgäu und bauten hier eine Textilfabrik. Die Carderie war ein Teil davon – hier wurden die vorgereinigten Baumwollflocken mittels großer Walzen in Kardier- oder Krempelmaschinen weiter gereinigt und die Fasern parallel ausgerichtet.

Das Carderie-Gebäude entstand 1909 und wurde 1913 auf die heutige Größe von ca. 1.850 m2 Grundfläche erweitert. Die lichte Raumhöhe liegt bei 4,70 m. In diese loftartige Struktur werden die verschiedenen Nutzungen von Produktions- und Lagerflächen, Entwicklungs- und Administrationsbereichen des Bioscience-Unternehmen Candor GmbH, sowie weitere Büro- und Besprechungsbereiche für andere innovative Unternehmen integriert.

Im OG wird über Podeste an Nord- und Südfassade eine großzügige Bürolandschaft erzeugt, die sich nach innen orientiert und gleichzeitig von den Podesten Ausblicke in die Umgebung ermöglicht.

Da die bestehende Gebäudestruktur weiter genutzt wird, lässt sich – im Vergleich zu einem Neubau gleicher Größe – eine erhebliche Menge graue Energie in der Ökobilanz einsparen. Das Energiekonzept enthält verschiedene Ansatzpunkte und Maßnahmen, wie auch im Betrieb des Gebäudes der Energieverbrauch minimiert werden und eine weitgehend CO2-neutrale Performance angestrebt werden kann.

Der Charakter des Industriegebäudes wird durch den Erhalt der Fassadenstruktur an den Gebäudelängsseiten bewahrt. Das städtebauliche Konzept der Landesgartenschau 2024 sieht auf der Nordseite des Carderiegebäudes als zentrale verkehrsberuhigte Zone eine Promenade vor. Die drei Gebäudezugänge orientieren sich zu dieser Seite und sind somit klar an die Infrastruktur des gesamten Geländes angebunden; gleichzeitig wird die logistische Andienung der Carderie für Paket- und Lieferdienste über die vorgesehene Umfahrt ermöglicht. Großzügige Glasflächen markieren die Adressen der einzelnen Unternehmenseingänge ohne den Rhythmus der historischen Fassade aufzubrechen. Ins Innere fluchtende Leitwände bilden seitlich in den einzelnen Entrées Aufenthaltsbereiche für Mitarbeiter und Gäste.

In Kombination mit der historischen Fassadenstruktur an den Gebäudelängsseiten zeigen die Ost- und Westfassade – beide waren bisher durch Anbauten nicht existent – neue Möglichkeiten der Fassadenkonstruktion auf. Die Westseite zum Nachbargebäude der ‚Alten Spinnerei‘ hin, erhält eine Fassadenbegrünung, die das Mikroklima in der Fuge zwischen den Gebäuden verbessert und so auch einen Beitrag zur Landesgartenschau 2024 liefert. Die Ostseite wendet sich dagegen zum neuen ‚Platz der Jugend‘. Eine fast gebäudehohe perspektivische Fensteröffnung gewährt hier Einblick in die historische innere Konstruktion und macht somit die alte Gebäudestruktur für die Öffentlichkeit sichtbar.

Über ein Jahrhundert lang stand der städtebaulichen und sozialen Struktur der Stadt Wangen im Allgäu das nahezu autarke Areal der ERBA-Textilfabrik mit eigener Infrastruktur aus Fabrikgebäuden, Arbeiterwohnungen, einem Altenheim, Einkaufsläden etc. gegenüber. Spinnerei und Weberei stellten 1992 ihren Betrieb ein. Das weitgehend als Kulturdenkmal geschützte Areal befindet sich heute fast vollständig im Besitz der Stadt. Zur Landesgartenschau 2024 bietet sich nun die Gelegenheit, ein Gesamtkonzept zur Stadtentwicklung umzusetzen. Der Umwandlung des historischen Industriekomplexes kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu: Über die Integration von innovativen Konzepten zum ‚Wohnen + Arbeiten‘ kann die Überführung des Areals in eine neue Nutzung und die Entwicklung zu einem stadträumlich integrierten Quartier gelingen.

Bei diesem Projekt geht es um die Transformation eines ehemaligen Industriebaus in ein multifunktionales Gebäude. Das historische Carderie-Gebäude im Südwesten von Wangen im Allgäu ist Teil einer 1863 gegründeten Baumwollfabrik, die bis Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb war. Das ganze Gelände der ehemaligen ERBA Baumwollindustrie AG wird nun neu entwickelt und im Jahr 2024 in die Landesgartenschau integriert.

Das Konzept für die Transformation bietet – neben der Wiederbelebung eines bestehenden Gebäudes (Stichwort ‚graue Energie‘) – den Vorteil, einen neuen Baustein in das im Zuge der Landesgartenschau 2024 reaktivierte Industrieareal zu setzen. Die Planung für den alten Industriebau umfasst ein innovatives Energiekonzept mit zahlreichen Maßnahmen, von energieeffizienten Heiz-/ Kühlsystemen bis zur Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Die Gründer der Baumwollfabrik, Schweizer Unternehmer, suchten damals einen günstig gelegenen Standort mit der Möglichkeit, mittels Wasserkraft genügend Energie für eine industrielle Baumwollspinnerei zu erzeugen. Ein geeignetes Areal fanden sie am Fluss Argen in Wangen im Allgäu und bauten hier eine Textilfabrik. Die Carderie war ein Teil davon – hier wurden die vorgereinigten Baumwollflocken mittels großer Walzen in Kardier- oder Krempelmaschinen weiter gereinigt und die Fasern parallel ausgerichtet.

Das Carderie-Gebäude entstand 1909 und wurde 1913 auf die heutige Größe von ca. 1.850 m2 Grundfläche erweitert. Die lichte Raumhöhe liegt bei 4,70 m. In diese loftartige Struktur werden die verschiedenen Nutzungen von Produktions- und Lagerflächen, Entwicklungs- und Administrationsbereichen des Bioscience-Unternehmen Candor GmbH, sowie weitere Büro- und Besprechungsbereiche für andere innovative Unternehmen integriert.

Im OG wird über Podeste an Nord- und Südfassade eine großzügige Bürolandschaft erzeugt, die sich nach innen orientiert und gleichzeitig von den Podesten Ausblicke in die Umgebung ermöglicht.

Da die bestehende Gebäudestruktur weiter genutzt wird, lässt sich – im Vergleich zu einem Neubau gleicher Größe – eine erhebliche Menge graue Energie in der Ökobilanz einsparen. Das Energiekonzept enthält verschiedene Ansatzpunkte und Maßnahmen, wie auch im Betrieb des Gebäudes der Energieverbrauch minimiert werden und eine weitgehend CO2-neutrale Performance angestrebt werden kann.

Der Charakter des Industriegebäudes wird durch den Erhalt der Fassadenstruktur an den Gebäudelängsseiten bewahrt. Das städtebauliche Konzept der Landesgartenschau 2024 sieht auf der Nordseite des Carderiegebäudes als zentrale verkehrsberuhigte Zone eine Promenade vor. Die drei Gebäudezugänge orientieren sich zu dieser Seite und sind somit klar an die Infrastruktur des gesamten Geländes angebunden; gleichzeitig wird die logistische Andienung der Carderie für Paket- und Lieferdienste über die vorgesehene Umfahrt ermöglicht. Großzügige Glasflächen markieren die Adressen der einzelnen Unternehmenseingänge ohne den Rhythmus der historischen Fassade aufzubrechen. Ins Innere fluchtende Leitwände bilden seitlich in den einzelnen Entrées Aufenthaltsbereiche für Mitarbeiter und Gäste.

In Kombination mit der historischen Fassadenstruktur an den Gebäudelängsseiten zeigen die Ost- und Westfassade – beide waren bisher durch Anbauten nicht existent – neue Möglichkeiten der Fassadenkonstruktion auf. Die Westseite zum Nachbargebäude der ‚Alten Spinnerei‘ hin, erhält eine Fassadenbegrünung, die das Mikroklima in der Fuge zwischen den Gebäuden verbessert und so auch einen Beitrag zur Landesgartenschau 2024 liefert. Die Ostseite wendet sich dagegen zum neuen ‚Platz der Jugend‘. Eine fast gebäudehohe perspektivische Fensteröffnung gewährt hier Einblick in die historische innere Konstruktion und macht somit die alte Gebäudestruktur für die Öffentlichkeit sichtbar.

Über ein Jahrhundert lang stand der städtebaulichen und sozialen Struktur der Stadt Wangen im Allgäu das nahezu autarke Areal der ERBA-Textilfabrik mit eigener Infrastruktur aus Fabrikgebäuden, Arbeiterwohnungen, einem Altenheim, Einkaufsläden etc. gegenüber. Spinnerei und Weberei stellten 1992 ihren Betrieb ein. Das weitgehend als Kulturdenkmal geschützte Areal befindet sich heute fast vollständig im Besitz der Stadt. Zur Landesgartenschau 2024 bietet sich nun die Gelegenheit, ein Gesamtkonzept zur Stadtentwicklung umzusetzen. Der Umwandlung des historischen Industriekomplexes kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu: Über die Integration von innovativen Konzepten zum ‚Wohnen + Arbeiten‘ kann die Überführung des Areals in eine neue Nutzung und die Entwicklung zu einem stadträumlich integrierten Quartier gelingen.

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